Und diesmal ist alles ganz anders
"Die dunklen Gassen des Himmels" von Tad Williams
Hoppla, das kam wirklich unerwartet. Eine so explizite Sex-Szene gab es bisher bei Tad Williams noch nie. Respekt, sie ist ihm wirklich gut gelungen.
Überhaupt ist diesmal alles anders, aber nicht zu sehr. Klassische Fantasy ist das nicht. Keine Drachen, keine verfeindeten Königreiche, aber immerhin eine Himmels-Burg. So ganz verlässt der Autor die Pfade, auf denen er sich so gut auskennt, nicht. Er hat sich mit "Bobby Dollar Band 1: Die dunklen Gassen des Himmels" nur fast neu erfunden, so dass auch die alten Fans beherzt zum neuen Buch greifen können.
Mit solider Handwerkskunst verbindet Tad Williams Action, Anwalts-Thriller und Mystery mit dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Doch dieser Kampf ist diesmal nur Kulisse für das viel größere Thema: Was ist Gerechtigkeit?
Teuflische und himmlische Anwälte kämpfen in Gerichtsverhandlungen um die Seele der Verstorbenen mit allen Tricks und Formalien, wie wir sie aus Justiz-Thrillern kennen. Hebt Engagement für Obdachlose die Todsünde des Ehebruchs auf? Wie wichtig ist Reue? Entsteht so Gerechtigkeit?
Natürlich nicht, denn Tad Williams entwickelt seine Story viel verschlungener als die ersten Seiten des Buches es vermuten lassen. Die explizite Sex-Szene ist zwingend nötig, um das moralische Dilemma im vollen Umfang auszubreiten.
Ohne diesen philosophischen Hintergrund wären "Die dunklen Gassen des Himmels" lediglich ein handwerklich solider Mystery-Thriller. So entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Reiz, der mich auf die Folgebände neugierig macht.
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