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Dienstag, 12. Februar 2013

Alle Blogger verlinken auf Amazon ...

Alle Blogger verlinken auf Amazon und Amazon ist pöse ...

Spätestens mit dem Artikel im Börsenblatt ist unsere Aktion "Blog den Welttag des Buches - Blogger schenken Lesefreude" im Bewusstsein der Buchbranche angekommen.

Das weckt natürlich Begehrlichkeiten.

Wir helfen im Rahmen der Aktion, wo wir können.

Aber wir sind weder die Retter des unabhängigen Buchhandels noch die Taskforce von Amazon; wir sind keine Erziehungsanstalt des literarischen Geschmacks und auch nicht das Schwert der Fantasy-Autoren; wir haben den E-Reader im Zug dabei, das Buch mit in der Badewanne und das Hörbuch beim Autofahren; wir lieben die Indie-Verlage genauso wie die großen Häuser und lesen Erstlingswerke mit der gleichen Neugier wie den 6. Band einer Serie.

Wir sind Buch-Blogger und eigentlich ist der Umgang mit uns ganz einfach: Gebt uns Bücher, die uns begeistern und wir werden die Begeisterung auf unseren Blogs verbreiten!

Doch ich habe den Eindruck, das das Phänomen Buch-Blogger vielen immer noch suspekt ist. Ich möchte das an einem Gerücht festmachen, das sich hartnäckig hält: alle Blogger verlinken auf Amazon.
Anhand dieses Gerüchts möchte ich ein bisschen was über das Bloggen erklären.
Jeder Blogger überlegt sich sehr genau, wohin er verlinkt
und dabei spielen 3 Punkte eine entscheidende Rolle: Technik, Rechtssicherheit, Sympathie - und zwar in der Reihenfolge.

1. Technik 

Die meisten Online-Shops der Buchhändler sind fürs Bloggen nicht zu gebrauchen. Der Nerd würde jetzt gleich was von Deep-Links erzählen, der Buchhändler würde sich nicht verstanden fühlen und schon wieder würde aneinander vorbeigeredet.
Für alle, die die Problematik des Verlinkens verstehen wollen biete ich hier einen mehrstufigen Test (als Testautor nehme ich gerne Terry Pratchett)

Stufe 1: Im Onlineshop Steife Prise von Terry Pratchett heraussuchen. Link im Browser kopieren, neues Browserfenster öffnen, Link reinkopieren - was erscheint? Das Buch? Gut! Die Startseite des Online-Shops? Schlecht.

Stufe 2: Versuchen, die Grafik-Url des Covers zu kopieren. Rechts-Klick aufs Cover. Was kommt? Eine Flash-Player-Meldung? Schlecht. Eine URL? Gut!
Nur sehr wenige Shops kommen über Stufe 2 hinaus.

Stufe 3: Für Fortgeschrittene - ich möchte nicht nur auf ein einzelnes Buch verlinken - ich möchte zeigen, was der Autor noch alles großartiges geschrieben hat. Wie funktioniert die Suche des Online-Shops? Gelingt es mir alle deutschsprachigen Taschenbücher von Terry Pratchett zu filtern? Meine Vorhersage: nein, es gelingt nicht.

Trotzdem erwähne ich noch Stufe 4 - die Meisterklasse: Ich habe eine Liste der gewünschten Titel erstellt, ich kopiere den Link, öffne ein neues Browserfenster, gebe den Link ein und ... lande auf der Startseite? Schlecht! Erhalte die Liste? Das wäre großartig - und schickt mir bitte die URL des Buchhandels-Shops, der das zuverlässig kann.

2. Rechtssicherheit

In den letzten Monaten habe sich viele schöne Blogs in Textwüsten verwandelt, weil aus Angst vor Abmahnungen die Buchcover entfernt wurden. Ein Blogartikel ist für die Ewigkeit und das Internet vergisst nichts. Vor 4 Jahren über ein Buch gebloggt, das heute nicht mehr lieferbar ist, der Verlag hat die Cover-Rechte nicht mehr ... und schon zeigt der Blog ein illegales Bild, das abgemahnt werden kann. 
Die größte Rechtssicherheit bietet momentan am ehesten noch der Link auf den Verlag, der im eigenen Interesse Cover, für die er keine Bildrechte mehr hat von seiner Seite entfernen wird, und eben Amazon. Kein Blogger kann abschätzen, wie der Online-Shop einer Buchhandlung gepflegt wird und ob der Online-Shop überhaupt die Rechte an den Covern hat, die er zeigt.
Und das ist jetzt noch eine stark, sehr stark vereinfachte Darstellung des hochkomplexen Sachverhalts!


3. Sympathie

Technik und Sicherheit sind entscheidend - jetzt können wir noch Sympathiepunkte vergeben. 
Ich habe mich für meinen Blog für einen umständlichen Weg entschieden - die Coverlinks suche ich mir auf der Verlagsseite, die Links im Text gehen an http://www.schiller-buch.de - und das, was deren Seite nicht kann, besser ich händisch nach.

Und was machen die anderen Blogger?
Eine Schnellumfrage auf der Facebook-Seite hat ergeben, das die meisten Blogger eben nicht auf Amazon verlinken, sondern auf den Verlag!

7 Kommentare:

  1. ok... ich muss zugegeben, dass ich auf amazon verlinke, weil es für die meisten noch am allgemein zugänglichsten ist (egal wo man wohnt)... werd das aber überdenken

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  2. Ein toller Beitrag! So wunderbar ohne den unmutaufbauschenden Amazonpathos, der die Diskussionen über das Thema Verlinken so häufig so unmöglich macht! Ich hoffe, dass auch der ein oder andere Buchhändler den Weg zu diesem Artikel findet.

    Bei mir gibt's (aus Gründen) den Link zur Lieblingsbuchhandlung im Ort - sonst zum Verlag oder zum ZVAB. Auch wenn die Lieblingsbuchhandlung mit "diesem Internetkram" (noch) nicht so viel am Hut hat, find ich's toll, dass sie den Online-Shop hat. Und ja, ich muss den Link auch immer erst zusammenbasteln, das er funktioniert - aber das mach ich sehr gern :)

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  3. Ich wäre über eine alternative froh, denn warum immer den Marktriesen bevorzugen? Aber wo kann man das rechtlich abgesichert. Wenn jemanden etwas bekannt ist wäre ich dankbar für Tipps.

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  4. Schöner Beitrag! Aber ansonsten muss ich sagen, kann ich das Thema einfach nicht mehr hören, lesen und sehen. Diese ganze Korinthenkackerei bzgl. der Cover und deren Verlinkung seitens... ja seitens wem eigentlich? Wer macht denn hier eigentlich das Theater? Ich habe da bisher noch nichts konkretes mitbekommen. Wenn ein Verlag, Autor oder sonstjemand Probleme mit der Abbilung des Covers zu einer Rezension hat, dann kann er das gerne kundtun, darf sich aber nicht wundern, wenn er dann ab sofort gemieden wird. Alle Blogs denen ich folge, gehen vernünftig mit Cover-Abbildungen um, also wo ist das Problem? Dieses ganze Tamtam ist für Blogger total ärgerlich.

    LG
    Anja

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  5. @ That auntie - Danke! Genau darum geht es mir mit meinem Beitrag. Ich möchte einen gewissen Amazon-Automatismus unterbrechen. Nicht jeder, der im Internet unterwegs ist, ist automatisch Amazon kunde (wie manche glauben) und jeder, der Amazon nutzt, hätte auch andere Alternativen.

    @ Corina: wir zwei sind ja auch Überzeugungstäter, was den Buchhandel angeht :-) und sind daher gerne bereit, etwas mehr Blog-Zeit in die Verlinkung zu stecken.

    @ Christina: Ich vermute ja, das eigentlich jeder Libri / Buchkatalog / Umbreit - Shop einer Buchhandlung die gleiche Rechtssicherheit bietet wie das Amazon-Programm. Nur: wir wissen es halt nicht.

    @ Anja: So lange die Titel lieferbar sind dürfte es keine Probleme geben. Ich weiß zumindestens von einem Fall, in dem ein Online-Shop abgemahnt wurde, weil er ein nicht mehr lieferbares Buch angezeigt hat, zu dem weder Verlag noch Shop die Abbildungsrechte besaßen. So Fälle sind selten, aber wenn mal eine Abmahn-Agentur auf dem Geschmack kommt ...
    Daher finde ich den Wunsch der Blogger nach Rechtssicherheit verständlich.

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  6. Weils so gut zum Thema passt... ARD hat eine Reportage über Amazon gedreht.
    Der Artikel im Spiegel:
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ard-reportage-dokumentiert-missstaende-in-der-leiharbeit-bei-amazon-a-883156.html

    Ich werde zukünftig jedenfalls auch nicht mehr zu amazon verlinken. Und dort einzukaufen werde ich vermeiden.

    LG
    Elfi

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  7. Neue Bücher kauft man beim örtlichen Buchhandel. Das sollten doch alle Leser wissen. Jeder Ort mit einem noch so kleinen Buchlädchen, hat doch einen kleinen Schatz und ist bereichert. (Sorry, ist vielleicht ein bisschen am Thema vorbei).
    LG Barbara

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